SCHNATTERBALL SAMIR XHEMAJLI
Hallo Samir! Schön, dass Du dabei bist und wir mit Dir dieses Interview führen können.
Stelle Dich unseren Leser:innen doch einmal kurz vor:
Hallo zusammen, ich bin Samir und verbrachte meine Kindheit auf dem Bolzplatz in Berlin Charlottenburg. Mit 10 Jahren habe ich dann im Fußballverein 1.FC Brandenburg angefangen zu spielen. Der Fußball spielte sich bei uns auf der Straße und den Bolzplätzen ab oder es wurde einfach stundenlang gegen eine Wand geschossen. Einer meiner ersten großen Trainer und Mentoren war Lothar Schulze, der mir technisch sehr viel mitgeben hat. Auch im Jugendbereich war ich sehr engagiert. Ab dieser Zeit stand für mich der Fußball an erster Stelle und alles andere wurde hintenangestellt.
Welche Rolle spielt Fußball in Deinem Leben? Was bedeutet Er für Dich?
Der Fußball hat mich charakterlich wirklich sehr stark geprägt, d. h. disziplinmäßig. Ich bin sechs, sieben Mal die Woche mit dem Zug durch halb Berlin zum Fußball gefahren. Das macht man nicht, weil man muss, sondern nur, wenn es einem richtig Spaß macht. Das hat mir, glaube ich, schon viel geholfen. Viele Lehrer haben mir später auch gesagt, dass ich ausgeglichener und konzentrierter wirke. So etwas hätte man nie erreicht, wenn man nicht Fußball gespielt hätte. Ich bin so ein Mensch, der wenn er sich ein Ziel setzt, dass dann auch erreicht. Egal wie. Egal, wie lange es dauert.
Wie viele Stunden investierst Du in der Woche als Übungsleitung?
Einer der in der Jugend selbst gekickt hat und nun Jugendtrainer mit Leib und Seele ist, seine Mannschaft liebt und nicht nur als Trainer sondern auch als Vertrauensperson voll hinter der Mannschaft steht, kann man nicht in Stunden rechnen. Als ich als Trainer angefangen habe, hatte ich mir gesagt, entweder mache ich es richtig oder gar nicht. Ich bin auch privat für meine Mannschaft zu erreichen bei Fragen, Ratschlägen oder auch für die Eltern, wenn mal Probleme mit den Kindern auftreten, wo die Eltern nicht mehr weiterwissen. In meiner Laufbahn als Trainer habe ich schon so einige Fälle gehabt. Ich bin immer für meine Mannschaft und die Eltern zu erreichen. Wenn man meine Frau fragen würde, wie viel Zeit ich investiere, würde sie sagen 24 Stunden am Tag, da auch meine Töchter Fußball spielen. Fußball bei uns ist sehr präsent.
Und was ist Dir beim Training besonders wichtig?
In erster Linie Respekt, Toleranz, Selbstvertrauen, Leidenschaft am Fußball und der Umgang mit dem Team. Wenn diese Dinge von Hause aus mitgegeben wurden, hat man es etwas einfacher als Trainer. Natürlich sehe ich es als Trainer als Aufgabe, abgesehen von der fußballerischen Ausbildung, die wir der Mannschaft mitgeben müssen, auch den Charakter der Kinder zu formen. Das alles gelingt nur durch die entsprechende Erziehung durch den Trainer! Er muss als Vorbild wirken, Regeln vorgeben und für deren Einhaltung sorgen, seine Spieler/innen anleiten und ihnen immer wieder Rückmeldungen zu ihrem Verhalten geben. Erst durch diese Arbeit des Trainers kann Sport zu einer positiven Gesamtentwicklung der Mannschaft beitragen. Ohne sie drohen sogar negative Auswirkungen z. B., dass der Sieg wichtiger als das Fair-Play ist. Als Fußballtrainer haben wir das Glück, dass unser Mannschaftssport dazu großartige Möglichkeiten bietet. Die folgenden Beispiele zeigen auf, wie ein Trainer seinen Spielern über das Erlernen dieser wunderbaren Sportart hinaus etwas mit auf den Weg geben kann, dass sie in ihrem gesamten Leben – ob mit oder ohne Fußball – nutzen können.
Findest Du es sinnvoll, die ersten Erfahrungen als Trainer:in in einer AG und nicht in einem Verein zu sammeln?
Natürlich ist es besser, seine Erfahrungen lieber erst mal in einer Fußball AG zu sammeln, da es etwas einfacher sein könnte, weil der Druck auf Leistung nicht so hoch ist. Es macht auch sehr viel Spaß, da es kein Vereinsdruck gibt und auch keine Trainer, die vielleicht Kritik ausüben und einen verunsichern. Natürlich sollte man sich auch immer vorbereiten und einen Plan haben und sich informieren, wie die ersten Schritte sein sollten. Auch da gibt es gute Anlaufstellen, wo man sich informieren kann wie z. B. [ Allekickenmit], die einen mit Rat und Tat zur Seite stehen, mit Kompetenz, die sehr gut geschult sind, um einen weiterzuhelfen.
Wie legst Du Deinen Mädchen in Deiner AG nahe, von der AG in den Verein zu gehen?
In erster Linie schaue ich, ob erst mal Interesse bei den Mädchen besteht, sich fußballerisch weiter zu entwickeln und ob es auch wirklich die richtige Sportart ist. Denn ich möchte keine Kinder in einem Fußballverein unterbringen, wo ich feststelle, dass es A. nicht wirklich die richtige Sportart ist oder B. es durch den Charakter es einfach nicht möglich ist. Es sollten schon einige Kriterien da sein, um sie im Verein unter zu bringen. Wenn diese gegeben sein sollten, wie Leidenschaft am Fußball, lade ich sie zum Probetraining ein und wenn alles gepasst hat, gerne nochmal. Ich plane auch mit meiner Fußball-AG das Training in den Verein zu verlegen. Auch mit meiner ehemaligen AG in der Kolumbus Schule stehe ich noch gut in Kontakt. Mit der Lehrerin, die sehr engagiert ist und auch ihren Mädchen den Fußball nahelegen möchte, planen wir gemeinsam Projekte. Leider hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht, dennoch konnten wir zwei aus der AG in unseren Verein unterbringen.
Und zu guter Letzt: Was sind deine Pläne für die Zukunft? (auf unser Projekt bezogen )
Ja was sind meine Pläne mit euch zusammen. Das Projekt „Allekickenmit“ noch weiter auszubauen und den Mädchenfußball den Mädchen nahe zu bringen. In Berlin oder ganz Deutschland etwas im Mädchenfußball aufzubauen und dass das Interesse im Frauenfußball einfach mal einen Durchbruch hat, denn ich bin der Meinung, wenn ich mir ehrlichen Fußball anschauen möchte, schaue ich mir Frauenfußball an. Andere Fußballspiele wie bei den Männern kommen mir persönlich übersättigt vor.
Vielen Dank für Deine Zeit heute, Samir! Wir drücken Dir weiterhin die Daumen und hoffen, dass Deine AG bald wieder starten kann. Doch bis dahin: bleib gesund!
Der Schnatterball ist ein Format des Berliner Fußball-Verband e. V. im Rahmen des Mädchenfußballprojekts „Alle kicken mit!“. Dabei sollen insb. Persönlichkeiten des Berliner Frauen- und Mädchenfußballs zu Wort kommen und in verschiedenen Beiträgen ihre Erfahrungen mit anderen teilen. Die Ausgestaltung der Formate reicht dabei vom schriftlichen Interview über Fotostrecken bis zur Talkrunde auf Video. Ihr kennt interessante Menschen, die dafür in Frage kommen?
Wir schnattern mit allen, die unter allekickenmit@berlinerfv.de bei uns reinflattern.