SCHNATTERBALL NORMAN BLOCK

Hallo Norman! Schön, dass Du dabei bist und wir mit Dir dieses Interview führen können. Stelle Dich unseren Leser:innen doch einmal kurz vor:

Hallo, mein Name ist Norman, ich bin (fast) 40 Jahre alt, verheiratet, habe drei Kinder und arbeite in der Hotellerie. Neben meinem Beruf bin ich seit ca. 3 Jahren AG Übungsleiter im östlichen Teil von Berlin für den Bezirk Marzahn/Hellersdorf.

Wie bist Du auf das ALLE KICKEN MIT- Projekt aufmerksam geworden?

Ich war viele Jahre Jugendtrainer & Jugendleiter beim BSC Marzahn und habe dort von der Kooperation zwischen dem BSC – BFV – Grundschulen erfahren. Als die damalige AG-Leiterin zeitlich nicht mehr in der Lage war, habe ich diesen Posten zusätzlich übernommen. Zu Beginn hatte ich noch vier AGen immer Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag – also volles Programm.

In welchem Alter kam Dein Interesse, als Trainer an der Seitenlinie tätig zu werden? Und woher kam Deine Motivation?

Ich habe selbst viele Jahre in der Freizeit Fußball gespielt, meistens allerdings in der Freizeitliga, da ich zeitlich durch Beruf und Familie stark eingeschränkt war. Wir haben dann unseren ältesten Sohn (nicht mein leibliches Kind) im Alter von 5 Jahren beim BSC Marzahn angemeldet. Nach einem halben Jahr fuhr ich als Betreuer/Helfer in das Sommer-Trainingslager mit. Der damalige Trainer (war schon etwas älter), verletzte sich am ersten Tag so schwer, dass er seine Trainerlaufbahn beenden musste. Somit standen 15 Jungs ohne Trainer da und keiner wusste einen Rat. Die anderen Eltern wussten, dass ich aktiv Fußball spiele und haben dann in gemütlicher Runde ein paar Worte mit mir gewechselt. Somit war ich dann (im Alter von 25) erst mal inoffiziell ab dem 2. Tag im Camp der neue Trainer. Wir haben dann später mit dem Verein alles besprochen und ich wurde offiziell aufgenommen. Die Motivation für Fußball hatte ich schon immer im Blut, da hatten die Eltern leichtes Spiel.

Hast Du ein Traineridol, an dem Du Dir Inspiration suchst?

Ein wirkliches Idol hatte ich eigentlich nicht, heute würde ich mich ein wenig an Jürgen Klopp orientieren. Ich finde das Team sollte mit dem Coach ein inniges Verhältnis haben, ohne dabei den nötigen Respekt zu verlieren. Der Trainer sollte stets offen für neue Ideen sein und wissen, wie man seine Spieler motiviert und emotional packen kann. Er muss in der Lage sein, positiven Erlebnisse zu schaffen, aber auch negative Erfahrungen vernünftig zu meistern. Ich habe heute noch mit vielen Spielern, die ich mal trainiert habe, ein sehr gutes Verhältnis. Einige treffe ich sogar immer noch privat, was mich sehr stolz macht!

Wie stehst Du zum Thema Lizenzen? Welche Lizenzstufe würdest Du gerne erwerben?

Zu Beginn meiner Laufbahn war ich auch immer ganz heiß darauf eine/mehrere Lizenzen zu erwerben. Leider war das Thema damals noch nicht so weit entwickelt wie heute (wenig Termine, ungünstige Standorte etc.) aber im Laufe der Zeit schwächte das ab, da ich bemerkt habe, dass man auch ohne Lizenz ein „guter“ Trainer sein kann. Andersrum kenne ich genug Trainer mit Lizenz, die nach meinem Empfinden nicht im Jugendfußball arbeiten sollten. Im Großen und Ganzen ist eine Lizenz schon etwas sehr Gutes. Es gibt dir Selbstvertrauen und öffnet dir oftmals neue Ansichten/Horizonte. Der BFV ist mittlerweile richtig gut aufgestellt und bietet viele Möglichkeiten in Sachen Lizenzen und Weiterbildung an. Das finde ich eine äußerst positive Entwicklung. Ich wäre sicherlich an der C-Lizenz noch einmal interessiert, muss das aber mit allen Komponenten abstimmen (Familie, Job, AGs & Training) da bleibt mir immer leider viel zu wenig Zeit.

 Was war Dein bisher schönster Moment, Dein schönstes Erlebnis als Trainer/Übungsleitung?

Oha,…Das kann ich nicht konkret beantworten. Dafür mache ich diesen Job schon zu viele Jahre, da gab es sehr viele.

Ein paar Beispiele: Natürlich, als wir mehrfach Staffelsieger oder auch mal Bezirksmeister wurden. Die Turniere, die ich mit den AG Mädchen bestritten und auch ab und zu gewonnen habe (Mädels sind da ja so viel mehr herzlicher als Jungs) und dann kommen sie mit ihren leuchtenden Augen zu Dir und umarmen Dich als Dankeschön. Wenn ich ein Team abgegeben habe und alle Spieler & Eltern mich verabschiedeten. Die Trainingslager am Rand von Berlin, wo wir gemeinsam gezeltet haben und abends zusammensaßen. Die Turniere, die wir in ganz Deutschland gespielt haben. Ich weiß noch, ich hatte mal einen Spieler, der wollte mitten in der Saison das Team verlassen. Ich habe dann am Trainingstag alle Jungs in die Kabine gebeten und wir zusammen offen & ehrlich geredet. Am Ende haben alle in der Kabine geweint, inkl. dem Spieler und mir, weil wir diesen Jungen nicht als Teammitglied verlieren wollten. Er hat dann letztlich noch 1,5 Jahre bei mir gespielt. Das war damals eine 2.D, die Jungs waren 12-13 – das will schon was heißen.

Eine andere Story ist mein Freund & ehemaliger Spieler Dustin (Jahrgang 99). Dieser Junge hatte es weiß Gott nicht leicht als Kind und zeigte dementsprechend auch Symptome. Er war ein sehr auffälliger, schwieriger Kerl, aber Fußball war seine Passion. Ich habe ihn von der F-D trainiert und wurde über die Jahre wie eine Art zweiter Papa/bester Kumpel. Auch nach dem Training oder Spiel habe ich mich um ihn gekümmert und hatte stets ein offenes Ohr. Die Probleme seiner Kindheit haben ihm viele Steine in den Weg gelegt, aber er hat bis heute immer gekämpft und gibt nicht auf. Dustin, der mittlerweile 22 Jahre ist, rief mich zuletzt am 18.4.21 um 1:32 Uhr an und fragte, ob ich etwas Zeit für ihn hätte. Natürlich habe ich mir die Zeit genommen und wir haben bis morgens um 6 Uhr geredet. Viele meiner Spieler halten bis heute noch den Kontakt. Ich muss dazu nochmal erwähnen, dass ich immer ein Team von der G bis Ende D-Jugend trainiere und sie dann gut ausgebildet ins Großfeld übergeben. Ich hatte den Jahrgang 99/2000, danach Jahrgang 2005 und aktuell Jahrgang 2014. Ich habe 3 Söhne, jeder spielt(e) in einem der entsprechenden Jahrgänge.

Glücklicherweise dürfen bei Dir wieder die AGen wieder stattfinden. Gibt es Herausforderungen bei der Trainingsgestaltung?

Ja, die Situation ist leider echt nicht schön. Wir nutzen halt so oft es geht den Außenbereich, sind dadurch dann auf das Wetter angewiesen. Wir halten die Teilnehmerzahl begrenzt bei max. 10 Mädchen, was auch nicht immer schön ist, da ich z. B. an der Karl Friedrich Friesen GS knapp 30 Mädchen eigentlich habe. Ansonsten meistern wir das eigentlich ganz gut, die Zusammenarbeit mit dem Schulhort ist sehr angenehm.

Und zu Guter Letzt: Warum findest Du den Mädchenfußball so wichtig/essenziell?

Es ist nun mal bis heute noch eine der Top Sportarten bei Jungs und da gehen die Mädels viel zu oft unter oder sind eingeschüchtert. Durch die AG lernen sie einmal den Sport gut kennen, zum anderen sind sie viel „mutiger“ und stellen sich oftmals den Jungs aus ihrer Klasse. Leider haben wir im Bezirk nicht in allen Vereinen die Situation, dass wir einem Mädchen eine altersgerechte Mannschaft anbieten können. Da würde ich mir ganz doll eine Kooperation der Vereine wünschen und den FFC 2004 als „Zentrum“ einsetzen. Dieser Verein hat für mich die besten Voraussetzungen, um Mädchen und Frauen jeglichen Alters eine Spielmöglichkeit zu geben. Mädchen und Frauen haben immer noch eine viel zu untergeordnete Rolle im Fußball und werden oftmals nicht gleichbehandelt, sondern eher belächelt. Dabei kenne ich wirklich richtig gute Fußballerinnen. Ich selbst hatte über die Jahre mehrere Co-Trainer, habe aber meine besten Erfahrungen in der Zeit gemacht, als ich mit Marta Stodulska zusammen die Jugend trainiert habe. Marta hat ihre ersten Schritte in Polen gemacht, war dann sogar in der Nationalmannschaft und hat es hier in Deutschland bis ins erste Team von Union Berlin Frauen gebracht. Diese Frau ist ein Beispiel dafür, dass Mädchen/Frauen den Fußball genau so lieben können.

Vielen Dank für Deine Zeit heute, Norman! Wir wünschen Dir weiterhin viel Spaß und hoffen, dass Deine AG weiterhin fortgeführt werden kann.

Der Schnatterball ist ein Format des Berliner Fußball-Verband e. V. im Rahmen des Mädchenfußballprojekts „Alle kicken mit!“. Dabei sollen insb. Persönlichkeiten des Berliner Frauen- und Mädchenfußballs zu Wort kommen und in verschiedenen Beiträgen ihre Erfahrungen mit anderen teilen. Die Ausgestaltung der Formate reicht dabei vom schriftlichen Interview über Fotostrecken bis zur Talkrunde auf Video. Ihr kennt interessante Menschen, die dafür in Frage kommen?

Wir schnattern mit allen, die unter allekickenmit@berlinerfv.de bei uns reinflattern.

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